Hei, Wiki, Wiki!

An der letzten Schulkonferenz der KBS hat eine Kollegin gezeigt, wie man ein Wiki in Teams erstellt und wie sie das Tool einsetzt. Das hat mich neugierig gemacht und zum Ausprobieren animiert. Hier also eine weitere Einsatzmöglichkeit für den Deutschunterricht, inklusive den Steinen, über die wir gestolpert sind, und wie wir sie erfolgreich aus dem Weg gesprengt haben.

Im ersten Semester der E-Profil Klasse mit BM steht im Deutsch die Einführung in die Literaturanalyse an. Es geht dabei vor allem darum, dass die Lernenden die theoretischen Inhalte kennenlernen, unter denen man einen Text analysieren kann. Das ist wenig innovativ und die entsprechenden Grundlagen sind sehr einfach im Netz zu recherchieren. Ich habe in dieser Klasse darauf verzichtet, ein Lehrmittel anzuschaffen (bisher konnte mich keines genug überzeugen, dass der Anschaffungspreis für mich gerechtfertigt wäre) und wollte die Klasse die verschiedenen Themenbereiche kollaborativ erarbeiten lassen. Dafür bietet sich ein Wiki in einem “geschützten” Rahmen natürlich an.

Als Vorarbeit wurden lediglich die Themen definiert und ein entsprechendes Inhaltsverzeichnis im Wiki “Literaturanalyse” abgelegt, inkl. Minimalvorgaben pro Abschnitt. Die Lernenden haben in Gruppen die Oberbereiche zugeteilt bekommen und waren für die Organisation innerhalb dieser selber verantwortlich. Für die Erarbeitung standen ca. 4 Lektionen zur Verfügung, eine Erklärung, wie das Wiki funktioniert brauchte es nicht, das kriegen die Lernenden locker selber hin oder helfen sich eben gegenseitig. Wenn die Autoren und Autorinnen das Gefühl hatten, ihre Arbeit getan zu haben, mussten sie sich von mir ein Feedback (via Kommentarfunktion) einholen und den Abschnitt entsprechend überarbeiten oder ergänzen.

Anschliessend hat die Klasse während knapp zwei Lektionen den Vortest gelöst (und überprüft, ob die Inhalte den Anforderungen genügen), allenfalls ergänzt und geübt oder gelernt. Ich hatte bereits während der Arbeit am Wiki beschlossen, den Test open book abzuhalten, d.h. die Klasse durfte das Handy (das Wiki) während dem Test nutzen. Vor dem Test haben mich einige wenige Lernende gefragt, ob sie das Wiki auch ausgedruckt an den Test mitbringen dürfen, was ich bejaht habe (und mir dabei meine Gedanken über Sinn und Unsinn von digitalisiertem Unterricht gemacht habe). Prompt kam dann ein paar Tage vor dem Test eine Mail einer Lernenden, dass sie beim Copypasten der Inhalte (eine Druckfunktion direkt aus dem Wiki ist konsequenterweise nicht vorgesehen) aus Versehen Inhalte gelöscht habe und es nicht schaffe, sie wiederherzustellen.

“Kein Problem”, lautete meine Antwort, “das kriegen wir hin”, in der Überzeugung, irgendwo eine Vorgängerversion zu finden, die ich dann wiederherstellen könnte. Obwohl die Idee an sich richtig war (wenn man das entsprechende Team in Sharepoint öffnet, findet man diese Versionen relativ leicht), musste ich nach einer guten Stunde rumprobieren aufgeben und habe unseren O365-Profi um Hilfe gebeten. Als er mir am folgenden Tag beim gemeinsamen Ausprobieren bestätigt hat, dass das nicht an mir, sondern am Programm liegt (Verbesserungspotential!!), war ich so stolz auf mich selber, dass mir die Kapitulation und das Copy-Pasten (aus der Vorgängerversion ins Wiki, siehe Bild) meinerseits, inkl. kleinen Anpassungen, leicht gefallen ist. Dass dabei der eine oder andere Youtubelink verloren ging, war dann auch nicht ganz so dramatisch.

Nach dem Test, dessen Resultate absolut in der Norm und vergleichbar mit Resultaten aus Klassen mit konventionellem Unterricht, wenn nicht sogar leicht besser, ausfielen, habe ich von der Klasse ein Feedback via Forms (Erklärungen gibts hier) eingeholt. Die Klasse hat die Erstellung des Wikis mit grosser Mehrheit positiv beurteilt und würde gerne wieder so arbeiten. Ich sehe keinen Grund, weshalb wir es nicht wieder tun sollten.