Kompetenzorientierung an der KBS

Seit einigen Jahren sind die Schlagwörter Kompetenzorientierung, Selbstorientiertes Lernen (=SOL) und problem based learning (=PBL) aus den Aus- und Weiterbildungsprogrammen des Lehrerberufs auf allen Ebenen nicht mehr wegzudenken. Das schlägt sich nicht nur im Lehrplan 21 nieder, sondern auch in den Curriculae der Gymnasien und Berufsschulen. An der KBS unterrichten wir aktuell die Lernenden der Sport- und Musikklasse mit verschiedenen Methoden des kompetenzorientierten Unterrichts und laut den Resultaten von verschiedenen Evaluationen sind sowohl die Lernenden wie auch die Lehrkräfte mehrheitlich überzeugt von dieser Unterrichtsform - so haben einige Lehrkräfte das Arbeiten mit Lernlandschaften auch in den Unterricht mit Regelklassen eingeführt.

Matthias hat sich in seiner Dissertation, eingereicht an der University of Exeter, etwas vereinfacht gesagt mit den Fragen auseinandergesetzt, ob und in welchem Grad unsere Methoden die Selbstständigkeit und Autonomie des Lernens eines jeden Lernenden fördern, und ob sich, wie es laut den gängigen Theorien zu erwarten wäre, diese Methoden in den Noten der Abschlussprüfungen niederschlagen. Er beschränkt sich in seiner Arbeit auf das Fach Englisch, es geht in erster Linie also um Spracherwerbskompetenzen.

Während der Lektüre der Arbeit, die ich wärmstens weiterempfehle, sind mir vor allem drei Aussagen/Erkenntnisse aufgefallen:

  1. Die Reflexion, von vielen Theoretikern und Praktikern als essentiell für einen erfolgreichen Lernprozess beurteilt und entsprechend in KOMPUS-Klassen standardisiert, wird von Lernenden nur dann sauber gemacht, wenn es eine ernsthafte Krise gibt und ist von ihnen auch nur in solchen Fällen gewünscht.
  2. Die Motivation (und damit der Erfolg) für das Lernen soll dann besonders hoch sein, wenn den Lernenden ein sehr hoher Grad an Autonomie gewährt wird, das heisst, das diese auch über die Inhalte und nicht nur über die Methoden und den Zeitpunkt ihres Lernens entscheiden dürfen.
  3. Die Leistungen der Sportklassen sind in einzelnen Bereichen des zu absolvierenden Sprachdiploms leicht höher, in anderen aber auch tiefer, vor allem im mündlichen Teil, was von Matthias schlüssig erklärt werden kann: die Lernenden sind nämlich kaum gewillt, während der Unterrichtszeit auf freiwilliger Basis eine Konversation auf Englisch zu führen. Alles in allem lässt sich aber kein signifikanter Unterschied feststellen.

Ich habe den Eindruck, dass diese Aspekte zusammenhängen und vielleicht sogar der gleichen Ursache zu Grunde liegen. Wir können von uns und unseren Lernenden nicht uneingeschränkt fordern, dass wir den Fokus des Unterrichts auf Methodenkompetenz richten, wenn diese dann im Qualifikationsverfahren nicht geprüft werden.

Ich kenne die Abschlussprüfungen lediglich im Fach Deutsch gut genug, um beurteilen zu können, dass dies zuwenig der Fall ist und die Noten zu einem grossen Teil abhängig sind von Fähigkeiten, die wenig mit Selbstständigkeit und Methoden- und Sozialkompetenzen zu tun haben, gehe aber davon aus, dass die Situation in anderen Fächern ähnlich ist. Und wir wissen alle, dass sich die Lernenden vor allem dann engagieren, wenn es um Noten geht. Es steht mir fern, weder das eine, noch das andere zu kritisieren, zumal auch ich weiss, wie schwierig (und aufwändig!) es ist, solche Prüfungen zu entwerfen, geschweige denn, zu korrigieren.

Und doch bin ich fest davon überzeugt, dass wir mit KOMPUS nicht auf dem falschen Weg sind und habe grosse Hoffnung, dass Kaufleute 2022 diesbezüglich eine Verbesserung bringen wird.